Viele Unternehmen bieten Angebote zur Förderung von Mental Health und Unterstützung bei psychischen Problemen ihrer Mitarbeiter:innen an. Diese werden jedoch laut Studien von nur 20 Prozent aller Angestellten genutzt.

Ein Grund dafür ist, dass sich Mitarbeiter:innen nicht trauen, gegenüber dem Arbeitgeber offen mit psychischen Problemen umzugehen. Diese sind in unserer Gesellschaft noch immer stigmatisiert, was Betroffene davon abhalten kann, Hilfsangebote zu nutzen. Zudem denken Leidtragende oftmals, dass Angst und Stress normal seien.

Ungenutzte Mental Health Angebote

In einer Studie beim Pharmakonzern Novartis (von Giurge et al.) wurde der Frage nachgegangen, wie sich diese Umstände ändern lassen. Der Konzern hatte in den letzten Jahren über 1.000 Mitarbeiter:innen zu Ersthelfer:innen für mentale Gesundheit ausgebildet. Während sich viele Mitarbeitende als Ersthelfende anboten, gab es nur wenige, die diesen Peer to Peer Ansatz in Anspruch nahmen.

Insgesamt 2.400 Novartis-Mitarbeiter:innen aus Großbritannien, Irland, Indien und Malaysia, welchen dieses Angebot helfen könnte, wurden für die Studie befragt. Untersucht wurde in verschiedenen Gruppen, inwiefern Geschichten von Kolleg:innen die Bereitschaft erhöht, ein solches Angebot zu nutzen.

Mehr Bereitschaft durch Storytelling

Das Ergebnis war, dass Storytelling die Teilnahmebereitschaft bedeutend erhöht. Bei Geschichten von Kolleg:innen mit leichten psychischen Symptomen stieg die Bereitschaft um Acht Prozent, während die Bereitschaft bei Geschichten über Kolleg:innen mit schweren Symptomen um 6,6 Prozent anstieg.

Die Wissenschaftler:innen sehen in den Ergebnissen einen Beweis dafür, dass Betroffene keine Hilfe annehmen, weil sie Stress und Angst als normal ansehen. Durch die Konfrontation mit Geschichten ihrer Kolleg:innen hätte sich ihre Definition eines psychischen Problems auf leichte Symptome psychischer Beschwerden ausgeweitet.

Organisationen sollten daher den Fokus auf eine Unternehmenskultur setzen, in der Mitarbeiter:innen darin bestärkt werden, über ihre inneren Konflikte zu sprechen, was zu einer höheren Inanspruchnahme der Mental Health Angebote führen kann.